Zu diesem
Buch
Nach
Beenden des ersten Bandes von ›Stadt ohne Licht‹ stellte ich mir
unweigerlich die Frage: Kann die Fortsetzung der Geschichte auch
weiterhin die hohe Spannung aufrechterhalten? Zweifellos ist dies der
Fall, denn schon nach den ersten Seiten der Fortsetzung zeichnet sich
neues drohendes Unheil für die Angehörigen der Familie Leon ab.
Auch
im zweiten Band dieser Saga erzählt Marie, das französische
Kindermädchen, den fünf Jungen von den dramatischen Geschehnissen, die
im Zusammenhang mit der Familie Leon stehen. Neben den Kindern wird auch
der Leser in das Jahr 1977 zurückversetzt, wo sich bereits nach kurzer
Zeit eine wahre Tragödie abzeichnet. Die sich überschlagenden Ereignisse
hinterlassen tiefe Spuren innerhalb der Familie, insbesondere aber bei
den Leon-Kindern und deren Grossmutter Anamarie.
Einige Jahre später, nach dem Fund eines hühnereigrossen Diamanten in
der firmeneigenen afrikanischen Diamantenmine, jagt eine Intrige die
andere. Ein unaufhaltsamer Strudel von Gewalt, Eiseskälte, Leidenschaft
und Mord entsteht, dem keiner der Beteiligten zu entrinnen vermag. In
diesem bösen Spiel scheint es kein Ende zu geben, zumindest zeichnet
sich keines ab, denn die Regeln dieses Spieles weiss nur der Mörder
selbst. Daher erweist sich auch die Suche nach ihm als äusserst
problematisch und birgt letztendlich eine grosse Gefahr für Simon in
sich.
Aber
auch diesmal spielt die tiefe und aufrechte Liebe eine entscheidende
Rolle. Besonders hervorzuheben ist die wunderschöne Liebesgeschichte,
die in Paris spielt. Durch die Erzählweise von Marc Lin wähnt sich der
Leser direkt in die Stadt der Liebe versetzt und beginnt selbst zu
träumen. Wie diese Liebesgeschichte sich weiterentwickelt und ob auch
Simons tiefe und ehrliche Liebe seine Erfüllung findet – dies wird in
diesem Buch wunderbar beschrieben und treibt einem an manchen Stellen
die Tränen in die Augen.
Dem
Autor Marc Lin gelingt es im zweiten Band von ›Stadt ohne Licht‹
ebenso vortrefflich, den Leser durch diese Familiensaga zu führen, ohne
auch nur für kurze Zeit Langeweile aufkommen zu lassen. Nicht zu
vergessen sein feiner Witz und Humor, die in einigen Kapiteln die
Geschichte wohltuend auflockern. Beim Lesen dieses Buches bleibt man
auch diesmal von den vielfältigsten Gefühlen nicht verschont:
Überschäumende Freude und ängstliches Bangen, Melancholie und Trauer,
Zorn, Unverständnis und jede Menge Tränen begleiten den Leser erneut
durch die Geschichte, von der ersten bis zur letzten Seite.
Nein, der vorliegende Band 2 von ›Stadt ohne Licht‹ ist beileibe
kein Lesestoff für sensible Gemüter, die nur eine harmlose
Gute-Nacht-Bettlektüre erwarten. Dafür ist dieses Buch zu tiefgründig
und mitreissend geschrieben. Wer aber schon jetzt mit Marie und der
Familie Leon gelebt, geliebt und gelitten hat, kann sich deren Zauber
auch ein weiteres Mal nicht entziehen – und wird mit Ungeduld erfahren
wollen, wie es mit all den Romanfiguren weitergeht. Eine neue
Betrachtung auf viele Dinge ist einem allemal sicher.
Am
Schluss dieses Bandes von ›Stadt ohne Licht‹ bleibt auch mir als
Lektorin diese Spannung erhalten, und so freue ich mich schon jetzt
darauf, im neuen und dritten Band weiter von Seite zu Seite mit den
Leons mitzufiebern. Wer wohl möchte nicht wissen, wie sich das Leben in
dieser Familiensaga auch in Zukunft gestaltet?
Auf
jeden Fall lohnt es sich sehr, dieses Buch zu lesen, auch wenn es dank
der hervorragenden und spannungsgeladenen Erzählweise von Marc Lin mit
der wohlmeinenden Nachtruhe unweigerlich vorbei ist!
Gabriele Günther
Lektorin

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